Prof. Dr. Ulrike Attenberger
© Alessandro Winkler

Prof. Dr. Ulrike Attenberger

Ärztliche Direktion Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Universitätsklinikum Bonn

  • 2006 promovierte zum Thema „Stellenwert der MRT in der Diagnostik der pulmonalen Hypertonie"
  • 2012 bis 2015 verschiedene Forschungsaufenthalte unter anderem in Harvard, Zürich und Wien
  • Direktorin der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie am Universitätsklinikum Bonn
  • Seit 2018 adjunct Professorin der Medizinischen Universität Wien
  • Expertin für high-end Bildgebungsverfahren in der Krebsdiagnostik
  • Leitet das KI.NRW-Flagship-Projekte „Innovative Secure Medical Campus UKB“

 
Drei Fragen an Ulrike Attenberger


Wie „smart“ ist die Digitalisierung des deutschen Gesundheitswesens, was fehlt?

Die Beurteilung dessen, was fehlt, ist davon abhängig, wie man „smart“ genau definiert: ist es die reine digitale Erfassung und Vorhaltung von Daten, oder ist es die Anwendung von künstlicher Intelligenz auf Basis dieser digitalen Daten für z.B. die Steuerung von Maschinen, Patientenströmen, Prozessen und letztlich auch die Diagnosefindung und Therapieentscheidung. Wenn man dieses Vollbild von „Digitalisierung“ nimmt, dann sind wir leider in Deutschland noch meilenweit davon entfernt. Die vollständig digitale Erfassung und Vorhaltung von Patienteninformationen im Behandlungskontext ist bei Weitem noch nicht überall umgesetzt. Alle anderen Punkte hängen dann im Wesentlichen davon ab


Welche Treiber werden den Wandel beschleunigen?

Sicherlich der Kostendruck. Durch fehlende Informationen und Daten wird es beispielweise erforderlich, Patienten mehrfach u.a. zur Bildakquisition oder Blutentnahme zu schicken. All dies sind Kosten, die vermeidbar wären, wenn jedem, der im Behandlungskontext steht, die Informationen vollumfänglich zur Verfügung stünden.
Ein weiterer Treiber für den Wandel sind die zunehmend entstehenden Versorgungsengpässe durch Fachkräftemangel im ärztlichen Dienst, in der Pflege und bei den medizinisch-technischen Assistenzberufen (Labor, Radiologie).
Sicherlich werden zu einem gewissen Zeitpunkt auch die Patienten selbst zu einem Treiber für den Wandel, spätestens dann, wenn allgemein ein Bewusstsein dafür geschaffen wurde, dass viele Verzögerungen auf dem Weg durch das Gesundheitssystem u.a. dadurch zustande kommen, dass Information nicht adäquat vorhanden ist. Bisher ist hier jedoch keine „breite“ Aufklärungsbasis und es wurde keine Awareness dafür geschaffen.


Auf welches Szenario würden Sie wetten, was wird als nächstes kommen? 

Wetten würde ich erstmal auf gar kein Szenario, dazu stehen wir viel zu sehr am Anfang. Was ein logischer Schritt wäre, ist die flächendeckende digitale Erfassung von Patientendaten und die Schaffung von funktionierenden Schnittstellen zwischen den unterschiedlichen Behandlern.