Sebastian Zilch
© Thomas Ecke Berlin

Sebastian Zilch

Unterabteilungsleiter für Gematik, E-Health und Telematikinfrastruktur im Bundesministerium für Gesundheit, Berlin

Sebastian Zilch ist im Bundesministerium für Gesundheit als Unterabteilungsleiter zuständig für Grundsatzfragen der Digitalisierung im Gesundheitswesen sowie für Themen die Telematikinfrastruktur und ihre Anwendungen betreffend. Zuvor war er Geschäftsführer des Bundesverbands Gesundheits-IT – bvitg e. V. und während dieser Zeit stellvertretender Vorsitzender des Beirats der gematik. Er hat Public Policy (MPP) an der Hertie School of Governance in Berlin und an der UCLA in Los Angeles sowie Economics (B.Sc.) an der Universität Heidelberg studiert.

 

Wie läuft die Umsetzung der beiden großen Digitalgesetze, das Gesundheitsdatennutzungsgesetz und das Digitalgesetz?

Die beiden Gesetze sind ein Meilenstein für die Digitalisierung unseres Gesundheitssystems. Das Inkrafttreten im März 2024 war ein wichtiger erster Schritt. Wir haben als BMG im Anschluss sofort mit der Umsetzung begonnen. Dazu gehört natürlich auch die Arbeit an den vorgesehenen Rechtsverordnungen. Einige Vorschriften entfalten aber sofort Wirkung: Beispielsweise können die meisten im GDNG geschaffenen Rechtsgrundlagen für die Datenverarbeitung seit Inkrafttreten des Gesetzes unmittelbar genutzt werden. Ein weiteres Beispiel aus dem DigiG für Regelungen, die unmittelbar gelten, ist die Ausweitung Digitaler Gesundheitsanwendungen (DiGA), wodurch u.a. der Einsatz für Monitoring ermöglicht wird und natürlich die Umsetzung der ePA, das Kernelement des DigiG.

Wie ist der aktuelle Stand zur elektronischen Patientenakte (ePA), die widerspruchsbasiert als "ePA für alle" bezeichnet wird? Wie lassen sich Usability und Mehrwerte erhöhen?

Die Einführung der ePA für alle erfolgt ab dem 15. Januar 2025 schrittweise mit der bundesweiten Anlage der Patientenakten. Parallel beginnt für die teilnehmenden Ärztinnen und Ärzte sowie weitere Leistungserbringer in den Modellregionen Hamburg und Franken sowie in Nordrhein-Westfalen die Erprobung der ePA. Leistungserbringer nutzen die ePA bundesweit nach Abschluss der Testphase. Durch die Einführung der ePA stehen z. B. Arztbriefe und Befunde sowohl den Versicherten als auch den behandelnden Ärzten auf einen Blick zur Verfügung.
Die elektronische Medikationsliste (eML) ist die erste medizinische Anwendung der ePA. Sie enthält alle Arzneimittel, die Ärzte ihren Patientinnen und Patienten per E-Rezept verordnen. Die eML gibt Ärzten einen genauen Überblick zur Medikation eines Patienten. Funktionalitäten und Anwendungsfälle werden kontinuierlich weiterentwickelt.

Was bringt uns der Europäische Datenraum Gesundheit (EHDS), der künftig eine Datennutzung EU-weit ermöglichen soll?

Ziel des Europäischen Gesundheitsdatenraums ist es, ein gesundheitsspezifisches Ökosystem zu schaffen. Damit werden elektronische Gesundheitsdaten europaweit für konkrete Zwecke datenschutzkonform möglichst einheitlich zugänglich gemacht. So erhalten Patientinnen und Patienten EU-weit das Recht auf eine elektronische Kopie ihrer Gesundheitsdaten in einer elektronischen Patientenakte. Für Leistungserbringer wird die Möglichkeit geschaffen, diese Daten grenzüberschreitend für die Gesundheitsversorgung zu nutzen. Forschende erhalten die Möglichkeit, diese Daten über sichere Verarbeitungsumgebungen in datenschutzkonformer Form zu verarbeiten.

Wo steht das deutsche Gesundheitswesen beim Thema Künstliche Intelligenz, auf welche Anwendungsbereiche wird es ankommen?

Im Bereich KI ist Deutschland sehr stark in der Forschung und Entwicklung. Auch in einigen Anwendungsfeldern gehört der Einsatz von KI-Systemen zunehmend zum Versorgungsalltag, etwa in den bildverarbeitenden Fächern wie der Radiologie.
Deutsche Forschende nutzen derzeit allerdings in der Regel noch große Datensätze aus dem Ausland. Das geht oft zu Lasten der Qualität und Anwendbarkeit der Ergebnisse in Deutschland. Schließlich muss die Datengrundlage repräsentativ für unseren jeweiligen Versorgungsalltag vor Ort sein. Mit dem GDNG und dem EHDS vereinfachen wir es, Routinedaten aus dem deutschen Gesundheitswesen für die gesetzlich geregelten Zwecke datenschutzkonform zu erschließen. Das ist besonders dann wichtig, wenn wir KI-Systeme entwickeln oder prüfen wollen, die in der Versorgung eingesetzt werden sollen.

 

 

Digitalforum Gesundheit 2025
Veranstaltungen mit Sebastian Zilch: