Prof. Dr. Heyo K. Kroemer
Vorstandsvorsitzender, Charité – Universitätsmedizin Berlin
Der Pharmakologe Prof. Dr. Heyo K. Kroemer, 1960 in Leer/Ostfriesland geboren, ist seit dem 1. September 2019 Vorstandsvorsitzender der Charité – Universitätsmedizin Berlin.
Nach dem Pharmaziestudium an der TU Braunschweig folgte er 1998 dem Ruf der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald auf den Lehrstuhl für Allgemeine Pharmakologie. Dort war er von 2000 bis 2012 zudem Dekan der Medizinischen Fakultät. Von 2012 bis 2019 war Prof. Kroemer hauptamtlicher Dekan und Sprecher des Vorstands der Universitätsmedizin Göttingen.
In Würdigung seiner wissenschaftlichen Verdienste ist er Mitglied der Leopoldina, der Berlin- Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW) und der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (acatec).
Prof. Kroemer ist Mitglied in zahlreichen Gremien des Wissenschaftssystems. Ab 2007 war Prof. Dr. Kroemer Vorstandsmitglied und von 2012 bis 2019 Präsident des Medizinischen Fakultätentages (MFT).
Seit April 2020 ist er Vorstandsmitglied des Verbandes der Universitätsklinika Deutschlands (VUD). Zudem hält er seit Dezember 2021 den Vorsitz des Corona-Expertenrates zur Bekämpfung der COVID-19-Pandemie in der Bundesrepublik Deutschland. Er arbeitet in der er in der „Regierungskommission für eine moderne und bedarfsgerechte Krankenhausversorgung“ des BMG und im wissenschaftlichen Beirat der Bundesärztekammer.
Im Oktober 2022 wurde er zum Sprecher des Clusters Gesundheitswirtschaft Berlin-Brandenburg ernannt.
Drei Fragen an Heyo Kroemer
Was sind die Chancen der Digitalen Gesundheit in Deutschland?
Die Digitalisierung der Gesundheitsversorgung bietet unterschiedliche Chancen, unser System zu verbessern: Es geht einerseits um die Verbesserung der Versorgung an sich durch digitale Methoden, wie Langzeit-Monitoring, Patienten-Engagement, differenziertere Diagnostik, andererseits hilft eine moderne Infrastruktur, die komplexen Arbeitsabläufe zu verbessern und transparenter zu machen, ermöglicht Telemedizin und mittel- bis langfristig eine gewisse Entlastung der Arbeitskräfte.
Welche Risiken sehen Sie?
Der Umgang mit sensiblen Daten ist immer eine Herausforderung, derzeit lassen wir uns von dieser Herausforderung überwältigen und haben Stillstand. In dieser Zeit haben andere Akteure aus z.T. medizin-fremden Branchen verschiedene Strategien entwickelt, um in die Gesundheitsversorgung zu expandieren. Es besteht das Risiko, dass die etablierten Versorger abgehängt werden und an Gestaltungsraum verlieren. Auch im internationalen Vergleich ist Deutschland kein Vorreiter für eine flächendeckende Digitalisierung, an gewissen Innovationen für die Patient:innen können wir daher nicht partizipieren. Und nicht zuletzt hat die Coronapandemie gezeigt, wie verheerend es sein kann, keine valide Datengrundlage für die Entscheidungsfindung und Steuerung der Krankenversorgung zu haben.
Und was muss möglichst schnell passieren, damit wir die Chancen nutzen und die Risiken in den Griff bekommen?
Wir müssen pragmatische Lösungen für den verantwortungsvollen, sinnvollen Umgang mit Gesundheitsdaten finden, sodass unsere Patient:innen und auch unsere Mitarbeiter:innen von den technologischen Innovationen auch profitieren können. Außerdem sollten wir die Digitalisierung des Systems stärker inzentivieren und dadurch beschleunigen.