Dietmar Schulz

Dietmar Schulz

CDO, Bosch Health Campus, CIO, Robert Bosch Krankenhaus, Stuttgart

Wie kann der Abbau von Bürokratie im Krankenhaus gelingen?

Bürokratie bedeutet feste Regeln, die oft gesetzlich vorgegeben sind. Ein Krankenhaus kann diese nicht ändern, aber es kann die Prozesse für alle Beteiligten so einfach wie möglich gestalten. Automatisierung ist dabei ein Schlüssel: beispielsweise durch automatische Befüllung von Registermeldungen oder automatisierte Rechnungsverarbeitung. Generative KI eröffnet weitere Möglichkeiten, indem sie Patientendaten übersichtlich zusammenfasst, Arztbriefe erstellt und Ärzten erlaubt, sprachgesteuert mit IT-Systemen zu interagieren. Das spart Zeit und schafft Raum für das Wesentliche: die direkte Patientenversorgung.

 

Welche Prozesse kann ein Krankenhaus über eine telemedizinische Plattform abbilden – welche Effizienzgewinne sind möglich?

Telemedizin macht viele Patientenprozesse effizienter: Bereits vor einem Aufenthalt können Aufklärungsgespräche, Einwilligungen und Anamnesen digital erledigt werden. Befunde und Arztbriefe können vorab hochgeladen werden, sodass das medizinische Team die Informationen rechtzeitig hat. Nachsorge ist ein weiteres wichtiges Einsatzfeld. Sie kann telemedizinisch lückenlos begleitet werden, was nicht nur den medizinischen Erfolg verbessert, sondern auch wirtschaftlich relevant ist, wenn Krankenversicherungen solche Leistungen fördern. Auch vermeidbare Arztkontakte lassen sich reduzieren, was Kapazitäten für dringendere Behandlungen schafft. Zudem hilft Telemedizin, Patientenströme effizienter zu steuern – etwa durch die digitale Erledigung von Aufnahmeformalitäten, um Warteschlangen im Krankenhaus zu vermeiden. Und für die Krankenversorgung insgesamt wichtig: Telemedizin fördert Kooperationen. Kleine Krankenhäuser können Fachärzte großer Kliniken mit Telekonsilen einbinden, ohne Patienten verlegen zu müssen. Das unterstützt die Zentrenbildung, ohne die ländliche Versorgung zu beeinträchtigen.

 

Welche Erfahrungen haben Sie bei der Digitalisierung von Pflegeprozessen bereits gesammelt?

Der entscheidende Faktor ist die Usability. Deswegen nutzt unser medizinisches Team die meisten Prozesse mobil auf Tablets direkt am Patientenbett. So können wir alle Informationen sofort im Gespräch dokumentieren und uns im Vergleich zum herkömmlichen Visitenwagen viel mehr auf den Patienten konzentrieren. Unsere Pflegeprozesse sind zwar schon weitgehend digitalisiert, aber bisher noch auf mehrere Module unserer Krankenhausinformationssysteme verteilt und auch noch nicht durchgängig mobil umgesetzt. Die komplexe Auswertung zur PPR 2.0 muss sogar noch auf einem größeren Papierformular dokumentiert werden, was deswegen besonders ungünstig ist, weil sie als Teil der täglichen Pflegedokumentation zu den am häufigsten durchgeführten Tätigkeiten im Krankenhaus gehört. Um dies zu ändern, setzen wir gerade eine neue digitale Pflegedokumentation um, in der schneller und einfacher dokumentiert werden kann und alle Folgeprozesse wie die PPR automatisch bedient werden. Als nächster Schritt wollen wir die Pflegedokumentation sprachgesteuert automatisieren: Ein Mikrofon dokumentiert dann Pflegegespräche und erinnert an geplante, aber noch nicht ausgeführte Maßnahmen.

Digitalforum Gesundheit 2025
Veranstaltungen mit Dietmar Schulz:

Donnerstag, 03.04.2025 15:15 - 16:15